Ausgabe 40 - Oktober 2008

- 2 - Besatzung. Und die graue Chauffeur- Uniform mit Kappe stand dem großge- wachsenen (etwa 1,80 m, in der dama- ligen Zeit Nowitzki-Größe!) Pempel- fort richtig gut. Eine Vermutung schlossen wir an: Pempelfort Cheffah- rer bei den Engländern? Ob damit zu- sammenhing, dass die Grönländer auf Initiative und Betreiben Pempelforts schon im November 1945, sechs Mo- nate nach Kriegsende, einen Umzug veranstalten durften und Mehlzuteilun- gen für Backwerk von der Besatzungs- macht erhielten? Als wir die Photos sichteten, trug Mar- lies Knops eine interessante Geschich- te bei: Anfang der 50er Jahre, höchst- wahrscheinlich 1954, hatte es einen Kostümwechsel gegeben. Das auch auf diesen Seiten oft zu sehende Bischofs- kostüm wurde gegen das des Reiters Martin ausgetauscht. Dieses Kostüm samt blitzendem Helm trägt der Grön- länder Martin übrigens immer noch! Das neue Kostüm wurde 4 Wochen lang im Schaufenster der Bäckerei Knops auf der St. Töniser Straße aus- gestellt, so sehr interessierten sich die Bürger damals für die Begleitumstän- de des wohl wichtigsten Grönländer Brauchtumsfestes. Zurück zum Reiter Jakob: Ein Photo, so Ilse Teschema- cher, zeigt fast ein Familientreffen. Als Martin sieht man ihren Onkel Jakob, als Fackelträger links ihren Vater Heinrich Schulten und rechts einen weiteren Onkel, Heinrich Kamper. Nett zu hören auch noch die folgenden Geschichten: Natürlich sprach Onkel Jakob, wohnhaft übrigens auf der obe- ren Süchtelner Straße, heute Peter- Lauten-Straße, am Grönland Stein, oder einfacher: gegenüber dem Bau- haus, kriewelsch Platt. Das war bis in die 60er Jahre hinein hier im Bezirk allerdings üblich. Nur muss die An- sprache, die der heilige Mann am Ende des Umzuges vom Blatt ablas, manch- mal lustig geklungen haben, da er zwi- schen Grönländer Mundart und Fremd- sprache Hochdeutsch wechselte: „Leawe Kinger, dä heilige Martin is vandaach zu euch jekueme...“ Ein Kirchengänger war Pempelfort übrigens nie. Auf die Pastöre, vor al- lem natürlich auf den engagierten Peter Lauten, ließ er nichts kommen, aber selbst fand er nicht den Weg zur Kir che St. Bonifatius. Interessant, dass ein sol- cher Mann dann so gern und so lange den heiligen Bischof verkörperte. Inte- ressant übrigens auch die Tatsache, dass man 1936, Pempelfort war noch Herold, keinen Schimmel auftreiben konnte und kurzerhand ein braunes Pferd mit weißen Bettlaken verkleide- te. Überhaupt die Pferde: Heute gedul- dig an Lärm und Lichter gewöhnt, da- mals mit gewöhnlich für Menschen gedachter Flüssigkeit ruhig gestellt. Die Redaktion trat dann in eine interes- sante Diskussion ein, ob Rhenania-Alt oder Tivoli-Alt („Vergiss es nie, dein Tivoli!“) das vorherrschende Grönlän- der Grundgetränk gewesen ist. Alt war es auf jeden Fall, was damals wohl auch die Pferde zu St. Martin zu trin- ken bekamen. Und dann hörten wir am Ende noch einmal von einem wirklichen High- light: Martinsball nach dem Zug im Schroershof, Massen von Grönländern im Saal versammelt, und was war der Höhepunkt des Abends: Jawohl, Jakob Pempelfort höchstpersönlich ritt auf einem Schimmel ein! Und seine Nichte erzählte auch, dass es gut gewesen ist, dass es damals keine Alkoholkontrol- len für berittene Martine in öffentli- chen Sälen gegeben hat! Wir möchten uns am Ende dieses Arti- kels ganz herzlich bei Ilse Teschema- cher für die Photos und die Informatio- nen über ihren Onkel bedanken. Und sollte es zu weiteren Neubaugebieten im Grönland kommen: Neben dem Hans-Stienen-Weg, den es nördlich Süchtelner Straße schon gibt, (Hans Stienen war 1952 der Gründer des Bür- gervereins) würde sich auch eine Ja- kob-Pempelfort-Gasse gut machen! St. Martin 2008 (B.B-R, Martinskomitee ) St. Martin zieht am 14 November 2008 wieder durch die Straßen Grön- lands. Mit dabei sind die Kita Hauser- hof, der Kindergarten St. Thomas Mo- rus, Urfeystraße, und die neue KiTa Peter-Lauten-Straße (ehemals alte Schule). Abmarsch ist wieder für die Grönländer Kinder und BürgerInnen am Freitag, den 14. 11. um 17.30 Uhr von der Süchtelner Straße (westliche Seite zum Schicksbaum). Gesammelt wird von den – ehrenamtli- chen – Sammlerinnen und Sammlern ab Anfang Oktober in Ihren Häusern. Sie können dort Karten für die Mar- tinstüten erwerben. Wer keine Karten bekommen hat, kann sie bei Frau Din- cel im Friseursalon Ecke Peter- Lauten-Str . erwerben. ALSO, LIEBE GRÖNLÄNDER : Unsere Sammlerinnen und Sammler sind wieder unterwegs. Das Mar- tinskomitee bittet Sie um eine Spen- de für die Gestaltung des Zuges. Für unsere Kinder werden Karten für Martinstüten ausgegeben. Na- türlich erhalten auch unsere Senio- ren – ab 75 Jahre – eine Martinstü- te. 1935 wurde ein „Brauner“ als „Schimmel“ Verkleidet.

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